Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I13,
De officio quaestoris
Liber primus
XIII.

De officio quaestoris

(Von der Amtspflicht des Quästors.)

1Ul­pia­nus li­bro sin­gu­la­ri de of­fi­cio quaes­to­ris. Ori­go quaes­to­ri­bus crean­dis an­ti­quis­si­ma est et pae­ne an­te om­nes ma­gis­tra­tus. Grac­cha­nus de­ni­que Iu­nius li­bro sep­ti­mo de po­tes­ta­ti­bus et­iam ip­sum Ro­mu­lum et Numam Pom­pi­lium bi­nos quaes­to­res ha­buis­se, quos ip­si non sua vo­ce, sed po­pu­li suf­fra­gio crea­rent, re­fert. sed sic­uti du­bium est, an Ro­mu­lo et Nu­ma reg­nan­ti­bus quaes­tor fue­rit, ita Tul­lo Hos­ti­lio re­ge quaes­to­res fuis­se cer­tum est: et sa­ne cre­brior apud ve­te­res opi­nio est Tul­lum Hos­ti­lium pri­mum in rem pu­bli­cam in­du­xis­se quaes­to­res. 1Et a ge­ne­re quae­ren­di quaes­to­res in­itio dic­tos et Iu­nius et Tre­ba­tius et Fe­nes­tel­la11Die Großausgabe liest Fae­nes­tel­la statt Fe­nes­tel­la. scri­bunt. 2Ex quaes­to­ri­bus qui­dam so­le­bant pro­vin­cias sor­ti­ri ex se­na­tus con­sul­to, quod fac­tum est De­ci­mo Dru­so et Por­ci­na con­su­li­bus, sa­ne non om­nes quaes­to­res pro­vin­cias sor­tie­ban­tur, ve­rum ex­cep­ti erant can­di­da­ti prin­ci­pis: hi et­enim so­lis li­bris prin­ci­pa­li­bus in se­na­tu le­gen­dis va­cant. 3Ho­die­que op­ti­nuit in­dif­fe­ren­ter quaes­to­res crea­ri tam pa­tri­cios quam ple­be­ios: in­gres­sus est enim et qua­si prim­or­dium ge­ren­do­rum ho­no­rum sen­ten­tiae­que in se­na­tu di­cen­dae. 4Ex his, sic­ut di­ci­mus, qui­dam sunt qui can­di­da­ti prin­ci­pis di­ce­ban­tur qui­que epis­tu­las eius in se­na­tu le­gunt.

1Ulp. lib. singul. de off. Quaestor. Der Ursprung der Quästoren ist sehr alt, und beinahe älter als der aller andern Beamten. Ja es berichtet sogar Gracchanus Junius im siebten Buche über die Staatsbeamten, dass schon Romulus und Numa Pompilius zwei Quästoren gehabt haben, welche sie nicht selbst nach eigner Wahl, sondern nach der Abstimmung des Volkes bestellten. So zweifelhaft es aber ist, ob es unter der Regierung des Romulus und Numa Pompilius Quästoren gegeben habe, so gewiss ist es, dass unter dem König Tullus Hostilius schon Quästoren gewesen sind. Wenigstens findet sich bei den Alten häufiger die Ansicht, dass Tullus Hostilius zuerst die Quästoren im Staate eingeführt habe. 1Von der Art des Suchens (quaerendi) sollen sie auch von Anfang an Quästoren genannt worden sein, wie Junius, Trebatius und Fenestella berichten. 2Einige von den Quästoren pflegten auch, nach dem unter den Consulen Decimus Drusus und Porcina errichteten Senatsbeschluss, die [Verwaltung von] Provinzen nach dem Loose zu erhalten. Es loosten aber keineswegs alle Quästoren um die Provinzen, sondern die Candidaten des Kaisers waren hiervon ausgenommen, denn diese sind blos damit beschäftigt, die schriftlichen Urkunden der Kaiser im Senat vorzulesen. 3Gegenwärtig ist es dahin gekommen, dass Patricier und Plebejer ohne Unterschied zu Quästoren erwählt werden; es ist gleichsam der erste Schritt und der Anfang zur Verwaltung von Ehrenämtern und zu Stimme im Senat. 4Unter denselben sind, wie wir gesagt haben, einige, welche Candidaten des Kaisers heissen, und dessen Schreiben im Senat verlesen.