Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I11,
De officio praefecti praetorio
Liber primus
XI.

De officio praefecti praetorio

(Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)

1Aure­lius Ar­ca­dius Cha­ri­sius ma­gis­ter li­bel­lo­rum li­bro sin­gu­la­ri de of­fi­cio prae­fec­ti prae­to­rio. Bre­vi­ter com­me­mo­ra­re ne­ces­se est, un­de con­sti­tuen­di prae­fec­to­rum prae­to­rio of­fi­cii ori­go ma­na­ve­rit. ad vi­cem ma­gis­tri equi­tum prae­fec­tos prae­to­rio an­ti­qui­tus in­sti­tu­tos es­se a qui­bus­dam scrip­to­ri­bus tra­di­tum est. nam cum apud ve­te­res dic­ta­to­ri­bus ad tem­pus sum­ma po­tes­tas cre­de­re­tur et ma­gis­tros equi­tum si­bi eli­ge­rent, qui ad­so­cia­ti par­ti­ci­pa­les cu­rae ad mi­li­tiae gra­tia se­cun­dam post eos po­tes­ta­tem ge­re­rent: re­gi­men­tis rei pu­bli­cae ad im­pe­ra­to­res per­pe­tuos trans­la­tis ad si­mi­li­tu­di­nem ma­gis­tro­rum equi­tum prae­fec­ti prae­to­rio a prin­ci­pi­bus elec­ti sunt. da­ta est ple­nior eis li­cen­tia ad dis­ci­pli­nae pu­bli­cae emen­da­tio­nem. 1His cu­na­bu­lis prae­fec­to­rum auc­to­ri­tas in­itia­ta in tan­tum me­ruit au­ge­ri, ut ap­pel­la­ri a prae­fec­tis prae­to­rio non pos­sit. nam cum an­te quae­si­tum fuis­set, an li­ce­ret a prae­fec­tis prae­to­rio ap­pel­la­re et iu­re li­ce­ret et ex­ta­rent ex­em­pla eo­rum qui pro­vo­ca­ve­rint: post­ea pu­bli­ce sen­ten­tia prin­ci­pa­li lec­ta ap­pel­lan­di fa­cul­tas in­ter­dic­ta est. cre­di­dit enim prin­ceps eos, qui ob sin­gu­la­rem in­du­striam ex­plo­ra­ta eo­rum fi­de et gra­vi­ta­te ad hu­ius of­fi­cii mag­ni­tu­di­nem ad­hi­ben­tur, non ali­ter iu­di­ca­tu­ros es­se pro sa­pien­tia ac lu­ce dig­ni­ta­tis suae, quam ip­se fo­ret iu­di­ca­tu­rus. 2Sub­ni­xi sunt et­iam alio pri­vi­le­gio prae­fec­ti prae­to­rio, ne a sen­ten­tiis eo­rum mi­no­res ae­ta­te ab aliis ma­gis­tra­ti­bus ni­si ab ip­sis prae­fec­tis prae­to­rio re­sti­tui pos­sint.

1Aurel. Arcad. Charis. Mag. libell. lib. sing. de off. Praef. Pr. Es ist nothwendig, kürzlich zu erwähnen, woher der Ursprung der Würde des Präfectus Prätorio gekommen ist. Nach einigen Schriftstellern soll vor Alters der Präfectus Prätorio nach Art des Magister equitum eingesetzt worden sein. Denn da bei den Alten den Dictatoren auf eine gewisse Zeit die höchste Gewalt anvertraut zu werden pflegte, und dieselben sich einen Magister equitum erwählten, welche als theilnehmende Gehülfen in der Staatsverwaltung und dem Kriegswesen, die nächste Gewalt nach ihnen in Händen hatten, so wurden, nachdem die Regierung des Staates auf immerwährende Kaiser übergegangen war, von den Kaisern, nach Art des Magister equitum, Präfecti Prätorio erwählt, jedoch mit einem grössern Wirkungskreise zur Vervollkommnung der Staatsverwaltung. 1Das aus diesem Ursprung hervorgegangene Ansehen der Präfecte fand man bald angemessen, so auszudehnen, dass von dem Präfectus Prätorio keine Berufung weiter Statt fand. Denn da vorher Frage darüber entstanden war, ob vom Präfectus Prätorio appellirt werden könne, und es dem Rechte nach zulässig sei, auch Beispiele vorhanden waren, dass welche appellirt hatten, so wurde durch einen öffentlich bekannt gemachten, kaiserlichen Beschluss die Einwendung von Berufungen verboten; denn der Kaiser glaubte, dass diejenigen, welche wegen ihrer, durch ausgezeichnete Sorgsamkeit bewährten, Treue und Festigkeit zu der Höhe dieser Stelle emporgehoben werden, nach ihrer Weisheit und dem Glanz ihrer Würde nicht anders entscheiden würden, als er selbst entschieden haben würde. 2Den Präfectis Prätorio wurde auch noch ein anderes Vorrecht ertheilt, nämlich, dass minderjährige gegen ihren Ausspruch von keiner andern Behörde, als vom Präfectus Prätorio selbst, in den vorigen Stand wieder eingesetzt werden können.